Neue Computer-Anwendung: KI feiert Siegeszug

von | 9 Jan 2024

Aktuell gibt es einen großen Hype um „künstliche Intelligenz“ oder kurz KI. Es wird über die Möglichkeiten von KI diskutiert, aber auch über Verlust von Arbeitsplätzen, Verschwinden von ganzen Branchen und Gefahren für die Sicherheit von persönlichen Daten.

KI ist nicht neu

Doch künstliche Intelligenz ist gar nicht neu, es gibt sie schon viele Jahre. Man erinnere sich an die ersten Schachcomputer, die noch von Menschen besiegt werden konnten, dann aber immer besser wurden. In den Anfängen dachte man, dass wir Algorithmen mit menschlicher Intelligenz entdecken würden. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Lösung jeder Aufgabe viel aufwändiger war, als man gehofft hatte.

Dann kam die Idee, künstliche Intelligenz in Lernprogrammen einzusetzen, z.B. beim Sprachenlernen. Es entstand das vielversprechende Konzept des „Deep Learning“. Beim Deep Learning wird nicht für jedes Problem ein neuer Algorithmus von Hand programmiert, sondern es werden sogenannte Architekturen entwickelt, die sich auf der Grundlage der ihnen zugeführten Daten in eine Vielzahl von Algorithmen verwandeln können. Mit Deep Learning können Muster leicht erkannt werden, weshalb es hervorragende Ergebnisse bei der Erkennung von Objekten in Bildern, der maschinellen Übersetzung und der Spracherkennung erzielt hat.

Ansätze von Wissenschaft und Technik

Ende 2015 entschlossen sich Wissenschaftler und Technikbegeisterte dazu, eine gemeinnützige Organisation zu gründen, die sichere und nützliche künstliche Intelligenz zum Wohle der Menschheit entwickeln wollte – OpenAI.

Sie wollten leistungsstarke, aber sichere KI-Systeme erschaffen und vorhersehbare Risiken bereits vor dem Einsatz beseitigen. Doch trotz umfangreicher Forschung und Tests in einem Labor kann die Erfahrungen aus der realen Nutzung eine entscheidende Komponente bei der Entwicklung und Freigabe von immer sichereren KI-Systemen sein.

Erste Forderungen an die Gesetzgebung

Jetzt ist die Gesetzgebung gefragt, damit sie klare Regeln und strenge Sicherheitsprüfung für KI-Systeme aufstellt. Der Europäische Rat forderte 2017, dass ein hohes Niveau in Bezug auf Datenschutz, digitale Rechte und ethische Standards gewahrt werden muss. 2019 betonte der Rat, dass Europa einen koordinierten Plan für künstliche Intelligenz „Made in Europe“ benötige, damit die uneingeschränkte Achtung der Rechte der europäischen Bürger*innen gewährleistet werden und festgelegt wird, welche KI-Anwendungen als hochriskant eingestuft werden sollten.

Im Februar 2020 legte die Europäische Kommission ihr Weißbuch zur künstlichen Intelligenz vor (Weißbuch zur künstlichen Intelligenz – Ein europäisches Konzept für Exzellenz und Vertrauen, COM(2020) 65 final, 2020.). Sie drängte auf ein europäisches Konzept für Exzellenz und Vertrauen, für die Schaffung eines Rechtsrahmens für eine vertrauenswürdige KI und für legislative Maßnahmen, damit ein reibungslos funktionierender Binnenmarkt für Systeme der künstlichen Intelligenz möglich werde. Der Vorschlag sollte auf den Werten und Grundrechten der EU beruhen. Es sollte erreicht werden, dass Privatpersonen und andere Nutzer KI-gestützten Lösungen vertrauen und gleichzeitig Unternehmen Anreize erhalten, diese zu entwickeln.

Das Europäische Parlament reagiert

Bereits im Oktober reagierte das Europäische Parlament mit einer Reihe von Entschließungen zur KI u. a. zur Ethik  (Entschließung des Europäischen Parlaments vom 20. Oktober 2020 mit Empfehlungen an die Kommission zu dem Rahmen für die ethischen Aspekte von künstlicher Intelligenz, Robotik und damit zusammenhängenden Technologien, 2020/2012 (INL)), zivilrechtlichen Haftung (Entschließung des Europäischen Parlaments vom 20. Oktober 2020 mit Empfehlungen an die Kommission für eine Regelung der zivilrechtlichen Haftung beim Einsatz künstlicher Intelligenz, 2020/2014(INL)) und zum Urheberrecht  (Entschließung des Europäischen Parlaments vom 20. Oktober 2020 zu den Rechten des geistigen Eigentums bei der Entwicklung von KI-Technologien, 2020/2015(INI)).

2021 folgten weitere Entschließungen zur KI im Strafrecht  (Europäisches Parlament – Berichtsentwurf über künstliche Intelligenz im Strafrecht und ihre Verwendung durch die Polizei und Justizbehörden in Strafsachen, 2020/2016(INI)) sowie in der Bildung, der Kultur und im audiovisuellen Bereich  (Europäisches Parlament – Entwurf eines Berichts über künstliche Intelligenz in der Bildung, der Kultur und dem audiovisuellen Bereich, 2020/2017(INI). So hat die Kommission den Aktionsplan für digitale Bildung 2021-2027 angenommen: „Neuaufstellung des Bildungswesens für das digitale Zeitalter“. Der Aktionsplan sieht die Entwicklung von Ethik-Leitlinien für die Nutzung von KI und Daten im Bildungswesen vor – Mitteilung der Kommission, COM(2020) 624 final.).

Auch Deutschland wird aktiv

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) veröffentlichte am 2. Februar 2021 den ersten konkreten Kriterienkatalog für vertrauenswürdige und sichere Künstliche Intelligenz (AI Cloud Service Compliance Criteria Catalogue (AIC4)). Die Kriterien können vielfältig angewendet werden: Als Grundlage für Prüfungen schaffen sie Transparenz für Nutzer von KI-Services. Ebenso bilden sie eine solide Grundlage, um den Lebenszyklus einer KI-Technologie, die KI-Qualitätssicherung im Entwicklungsprozess und die Kontrolle über diese Technik detaillierter zu regeln.

Öffentlichkeit wagen?

Vor gut einem Jahr, am 30. November 2022, stellte eine gemeinnützige Forschungsorganisation eine künstliche Intelligenz, ChatGPT genannt, frei und kostenlos allen Internet-Nutzern zur Verfügung. Die Entwickler dieser künstlichen Intelligenz wollten durch diesen Schritt mehr über die Stärken und Schwächen ihres Produktes erfahren.

Es war ein gewagter Schritt, ein so umfassendes Programm wie ChatGPT frei zugänglich für jeden zu machen. Noch im Juni 2020, als das Forschungsunternehmen sein erstes kommerzielles Produkt: OpenAI API, eine API (Application Programming Interface oder Programmierschnittstelle, genauer gesagt eine Schnittstelle zur Programmierung von Anwendungen) veröffentlichte, wollte OpenAI lieber die Kontrolle über die Anwendungen des Modells behalten. Diese Technologie konnte nur genutzt werden, wenn man sich auf einer geschützten Plattform anmeldete. Das Unternehmen konnte so den Zugang zum Programm jederzeit untersagen, wenn es schädliche Anwendungen registrierte.

Unaufhaltsamer Erfolg

Die Welt schien auf genau dieses Programm gewartet zu haben. Neun Monate nach der Markteinführung des ersten kommerziellen Produkts, nutzten bereits mehr als 300 Anwendungen GPT-3 und zehntausende Entwickler weltweit bauten auf dieser Plattform auf.  Weltweit wuchs eine Gemeinschaft von Zehntausenden von Entwicklern und Nutzern. Sie ließen Briefe und Emails von ChatGPT schreiben, nutzten es zur Recherche und freuten sich über teilweise noch recht unterhaltsame Antworten. Doch das Programm lernte und wurde immer besser.

Die Unternehmen steigen groß ein

Schon nach kurzer Zeit überschlugen sich die Berichte, dass KI in der Wirtschaft seinen Platz gefunden hat. Viele Unternehmen benutzen eine KI um ihren Unternehmensalltag effizienter zu gestalten, setzen ChatGPT in der Mitarbeiter- und Firmenorganisation ein und überlassen der neuen Technologie sogar den Auswahlprozess um neue Mitarbeiter zu rekrutieren. Auf der anderen Seite verließen sich viele Arbeitssuchende darauf, dass KI ihnen eine herausstechende Bewerbung schreibt.

Das Fazit: KI kommt mit enormen Potenzialen, aber auch eben mit neuen Risiken und Herausforderungen, die effektiv geregelt werden müssen.

Zur englischen Übersetzung des Artikels: New computer application: AI celebrates a triumph

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